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Warmwasser-Temperatur reduzieren als Energiesparmaßnahme?

Mögliche Lösungen aus dem Dilemma

Bereits mit Beginn SARS-CoV-2 Pandemie informierte der DVQST e.V. im Frühjahr 2020 Verbraucher und Fachwelt über die besonderen Anforderungen der Trinkwasserhygiene im Zusammenhang mit der Nicht-Nutzung von Gebäuden und über die Anforderungen an eine fachgerechte Wiederinbetriebnahme mit dem Beginn der Lockerungen

Konkrete Anforderungen und Hilfestellungen zur Außer- und Wiederinbetriebnahme von Trinkwasser-Installationen bietet die Expertenempfehlung VDI/DVQST EE 3810 im Blatt 2.1. Eine fachgerechte Außerbetriebnahme von Trinkwasser-Installationen oder Teilen davon in Gebäuden obliegt ausschließlich geschultem Fachpersonal, welches zuerst feststellt, was im individuellen Fall möglich ist und darüber informiert, welche Auswirkungen und Maßnahmen gegebenenfalls im späteren Betrieb erforderlich sind.

Wird in einem öffentlichen Gebäude, oder auch in Großanlagen z.B. über einen längeren Zeitraum kein Warmwasser benötigt, kann das Warmwasser-System durchaus vollständig abschaltet werden. Hierbei sollte jedoch für eine aktive Auskühlung durch Ausspülen von Warmwasserspeicher und Rohrleitungen mit Kaltwasser gesorgt werden, da bei langsamem Auskühlen in den kritischen Temperaturbereichen zwischen 20 und 50 °C ein Bakterienwachstum gefördert wird.

Der Grundsatz 'Wasser muss fließen' gilt jedoch auch für Anlagen, die nur teilweise außer Betrieb genommen werden sollen. Hier muss überall im System ein regelmäßiger Wasseraustausch stattfinden, damit kein Wasser in den Leitungen steht (stagniert) und seine Trinkwasserqualität verlieren kann. Das bedeutet, dass auch bei abgeschalteter Trinkwassererwärmung die Zirkulationspumpe weiterhin für eine Umwälzung des Wassers sorgen und auch das (dann kalte) Wasser der Warmwasserleitungen regelmäßig durch Entnahme oder Spülung ausgetauscht werden muss. Das Ausspülen der Leitungen ist dabei keine Wasserverschwendung, sondern nur die notwendige Simulation der bestimmungsgemäßen Nutzung. Kleinere Anlagen, z.B. Wohnungen mit Gasthermen, Durchlauferhitzer oder Kleinspeicher, sind in Bezug auf potentielle Energie-Einsparung durchaus im Vorteil. Diese können mit wenig Aufwand auch zeitweise außer Betrieb genommen werden.

In jedem Fall gilt: Wenn über mehrere Tage hinweg kein Warmwasser benötigt wird, ist es besser, die Erwärmung komplett abzuschalten, als sie bei niedrigen Temperaturen weiterlaufen lassen.

Am meisten Energie kann jedoch gespart werden, wenn die Leitungen und Einbauteile ordnungsgemäß gedämmt sind, wenn klein dimensionierte Anlagen verbaut werden und die Systeme richtig einreguliert und instandgehalten sind.

Unser Tipp: „Sparen Sie Energie an der richtigen Stelle“: • Lassen Sie Warmwasser beim Zähneputzen oder an der Spüle nicht zu lange laufen • Reduzieren Sie die Dusch-Temperatur an der Armatur um 2 °C • Reduzieren Sie die Duschzeit und -häufigkeit. • Lassen Sie Trinkwassererwärmer reinigen und temperaturhemmende Kalkablagerungen entfernen; ersetzen Sie groß dimensionierte Warmwasserspeicher durch kleinere Modelle oder Durchfluss-Trinkwassererwärmer • Lassen Sie alte, überdimensionierte Zirkulationspumpen gegen effizientere Modelle austauschen • Lassen Sie Warmwasserleitungen mit ihren Einbauten ordnungsgemäß dämmen

Wenn Sie es schaffen, aus 15 min Duschen bei 40 °C nur noch 5 min bei 38 °C zu machen, sparen Sie immens viel Energie und Wasser, und das bei gesundheitlich sicheren Warmwasser-Temperaturen von 55 bis 60 °C.

Um langfristig einen nachhaltigen, wirtschaftlichen und damit Energie sparenden Betrieb von Warmwasseranlagen zu gewährleisten, ist eine regelmäßige Instandhaltung unabdingbar. Verkalkte Wärmetauscher, überdimensionierte Anlagen und Leitungen, alte Pumpen, hydraulisch nicht abgeglichene sowie unzureichend gedämmte Trinkwasser-Installationen führen zu unnötig hohem Energieverbrauch und -kosten. In diesem Zuge tragen technische Verbesserungen der Anlage erheblich dazu bei, die vorhandenen Energiequellen effizienter zu nutzen.

Dienstag, 09.08.2022

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