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Mehr als nur ein grünes Biotop

Betreiber von Anlagen mit höheren Füllmengen an R 410A müssen sich keine Gedanken zu den Forderungen der F-Gase-Verordnung machen, die seit 2020 bestimmt, dass bei Service und Wartung an bestehenden Kälte-, Klima- und Wärmepumpenanlagen keine Kältemittel mit einem GWP-Wert über 2.500 nachgefüllt werden dürfen. Das vor allem in älteren Anlagen häufig verwendete R 410A liegt mit einem GWP von 2.088 unterhalb dieses Grenzwerts. Allerdings verschont die EU-Verordnung solche Installationen nicht von dem zwölfmonatigen Prüfintervall. Diese regelmäßige Kontrolle schreibt Brüssel für Kältemittelkreisläufe mit einem Inhalt von 5 bis 50 t CO2-Äquivalenten vor. Die Größe „CO2-Äquivalent“ ersetzt die frühere Angabe in Kilogramm. Das Äquivalent errechnet sich aus der Füllmenge in Kilogramm multipliziert mit dem GWP. Hat eine Anlage also zum Beispiel 9 kg Füllmenge R 410A, beläuft sich das CO2-Äquivalent auf 9 kg x 2.088 = rund 19.000 kg oder 19 t. Erst Anlagen mit weniger als 2,4 kg R 410A müssen nicht in den Turnus des Prüfprozederes.

Begrenztes CO2-Äquivalent

Generell haben die Kältemittelhersteller noch einige Aufgaben zu lösen. Ab 2025 zum Beispiel dürfen Wärmepumpen mit einer Füllmenge unter 3 kg kein Kältemittel mit GWP-Werten über 750 enthalten. Die in den Markt drängenden HFO-Chemikalien erfüllen diese Auflage. Doch gelten sie als schwach brennbar, fallen mithin in die Sicherheitsklasse A2L. Schwach brennbar sieht der Gesetzgeber nicht gerne in Wohnhäusern. Zudem bieten sich die HFO-1234yf sowie das ebenfalls als Ersatz diskutierte R 32 mit einem GWP von jeweils um 600 nur für Anlagen mit einer Füllmenge bis etwas über 8 kg an. Müssen mehr Chemikalien in den Kältemittelkreis hinein, übersteigt das CO2-Äquivalent selbst bei einem GWP von 600 den Grenzwert von 5 t und rutscht damit in die Prüfpflicht.

Der Bauherr des Energieteiches, Dr.-Ing. Lars Tennhardt, ist Senior Manager bei der Tilia GmbH in Leipzig und verantwortlich für Optimierungen und Effizienzsteigerungen bei vornehmlich kommunalen Trinkwasserver- und Abwasserentsorgern. Das relativ junge Dienstleistungsunternehmen unterstützt laut Firmenporträt Stadtwerke, Kommunen und Industrieunternehmen bei der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle. Tilia stammt aus der Wasserbranche, ist aber heute vermehrt im Energiebereich beratend unterwegs, unter anderem mit der Umsetzung von Zukunftskonzepten auf Quartiersebene. Das Energieteich-Konzept etwa hat die Gesellschaft zum „Synergieteich“-Konzept aufgebohrt.

Ertrag mit Regenwasser

Mit diesem Produkt sprechen die Leipziger beispielsweise Flughäfen, Industrieunternehmen oder Projektentwickler von Büros, Gewerberaum und Quartieren oder auch Kommunen an und offerieren neben der Wärmegewinnung in Grundlast zusätzliche Funktionen: So zum Beispiel Regenwasser-Retention bei Starkregenereignissen mit örtlich hydraulisch überlasteten Kanalnetzen. Die Rückhaltung von Niederschlagswasser und die anschließende gedrosselte Abgabe ins Kanalnetz nimmt angesichts der mehr und mehr versiegelten Flächen eine immer wichtigere Stellung in der Regenwasserbewirtschaftung ein: Bei Starkregenereignissen mit überlasteter Kanalisation fängt der grün gestaltete „Synergieteich“ beispielsweise im Hof eines Gebäudekomplexes einen Teil des Wolkenbruchs auf, verbessert über die adiabatische Kühlung das Mikroklima, liefert über den abgetauchten Kollektor Heizenergie, dient als Löschwasserreservoir und wertet mit seinem Natur-Ambiente das Quartier und damit den Wohnwert auf.

Vermutlich entdecken Projektentwickler noch weitere Synergien. Ein Nahwärmenetz in Malsch in der Nähe von Karlsruhe, das im Auftrag der Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe entstand, mit Blockheizkraftwerk (BHKW) und Wärmepumpe, die als Energiequelle den örtlichen Bühnsee nimmt, ist eine der Referenzen der Tilia. Dabei handelt es sich nicht um eine Seewasser-Wärmepumpe. Durch einen Wärmeübertrager aus 4.000 m Rohr auf dem Boden des Sees zirkuliert normales Leitungswasser für den Wärmetransport zur Wärmepumpe im Bürgerhaus. Die stellt ein Viertel der Heizenergie für die an das Nahwärmenetz angeschlossenen Gebäude bereit. „Während der Bühnsee durch das Wasserrohrsystem um 1 K abkühlt, gleicht das umliegende wärmere Erdreich diese Differenz wieder aus. Geplant ist dazu im Uferbereich eine Flachwasserzone“, informiert die Gemeinde Malsch in ihrem Amtsblatt die Bürger, um seebezogenen Umweltdiskussionen vorzubeugen.

Weiterführende Informationen: https://tilia.info/de/

Freitag, 01.10.2021

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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