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KWK-Branche hadert mit unsteten Entwicklungen

B.KWK-Vizepräsidenten Dr. Georg Klene (links) und Heinz Ullrich Brosziewski beim zwölften Jahreskongress des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK).
Quelle: Stadtwerke Lemgo
Ungewohnte Atmosphäre für den zwölften Jahreskongress des B.KWK (Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung) Anfang November 2020. Die beiden B.KWK-Vizepräsidenten Dr. Georg Klene (links) und Heinz Ullrich Brosziewski moderierten die Online-Veranstaltung per Live-Stream aus der historischen Maschinenhalle der Stadtwerke Lemgo.

KWK plus X

B.KWK-Vizepräsident Hagen Fuhl (Leiter Normungs- und Öffentlichkeitsarbeit von SenerTec Kraft-Wärme-Energiesysteme) moderierte mit Unterstützung durch den Fachexperten Uwe Weber (Stadt-werke Lemgo) den mit sieben Vorträgen straff durchorganisierten zweiten Kongresstag. Dieser stand unter dem Motto „Macher berichten aus der Praxis“. Dass die KWK derzeit in eher schwierigen Fahrwassern unterwegs ist, konstatierte Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU (Verband kommunaler Unternehmen), zur Eröffnung. „Planungssicherheit und der Vertrauensschutz nehmen leider weiter ab.“ Dies sei keine gute Grundlage für Investitionen in diese Klimaschutztechnologie. Man habe die Sorge, dass die Politik für die gewaltige Aufgabe der Wärmewende schlicht zu knapp plane. Zudem beklagte er das unglückliche Verwirrspiel um das BEHG (Brennstoffemissionshandelsgesetz). Bei der Verlässlichkeit politischer Rahmenbedingungen sei noch verdammt viel Luft nach oben.

Anschließend stellte Othmar Verheyen (Universität Duisburg-Essen) die Auswirkungen des nEHS (nati-onales Emissionshandelssystem) auf KWK-Anlagen vor. In der öffentlichen Versorgung sei die Kraft-werksplanung abhängig vom Börsenstrompreis. Durch höhere Preise der Kohlendioxid-Emissionen könnten KWK-Anlagen in der Eigenversorgung an Rentabilität verlieren. Wenn die Kosten anteilig auf Strom und Wärme umgelegt werden, gebe es Verschiebungen bei der Grenzkostenbetrachtung (Merit Order), geringere Laufzeit und weniger Wärme aus KWK wären die Folge. David Weiblein (CEO von BTB Berlin) erklärte das Instrument iKWK (innovative Kraft-Wärme-Kopplung) und zeigte ihre Auswirkungen bei der Wärmeerzeugung für ein Fernwärmeverbundnetz in Berlin an Beispielen der Heizkraftwerke Schöneweide und Adlershof. Über den geplanten Einsatz der iKWK – mit der Einbindung von Solarthermie und Einsatz einer Wärmepumpe – bei der Landesgartenschau 2022 in Bad Neue-nahr-Ahrweiler informierte Christophe Vianden (Ahrtal-Werke).

Dr.-Ing. Jens Kühne vom AGFW (Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK) erläuterte, was durch das NABeG (Netzausbaubeschleunigungsgesetz) und durch die geplante Zusammenführung von Redispatch (Management von Engpässen im Stromnetz) und Einspeisemanagement zu beachten ist und welche Auswirkungen für die Sektorenkopplung und für die Wärmeversorgung aus KWK zu erwarten sind. Martin Teichmann berichtete von der Arbeit der Clearingstelle EEG/KWK. Und B.KWK-Präsident Stahl stellte zum Ende des zweiten Kongresstages die Zertifikate der Blauen Energie vor. So erhalten hocheffiziente KWK-Anlagen das Kombizertifikat Blauer Strom & Blaue Wärme. Wird aus blauem Strom und blauer Wärme in Ad- oder Absorptionsanlagen Kälte produziert, kann dies zudem in dem Ergänzungszertifikat Blaue Kälte ausgewiesen werden.

B.KWK-Präsident Claus-Heinrich Stahl (rechts) und B.KWK-Vizepräsident Dr. Georg Klene beim zwölften Jahreskongress des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK).
Quelle: ProsumerNews
B.KWK-Präsident Claus-Heinrich Stahl (rechts) und B.KWK-Vizepräsident Dr. Georg Klene beim zwölften Jahreskongress des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK).

KWK im Quartier

Am dritten Kongresstag mit dem Motto „Rechtliche Rahmenbedingungen“ führten Stahl und Klene als Moderations- und Expertenteam durch den Live-Stream. In der Eröffnungsrede betonte Stephanie von Ahlefeldt, Abteilungsleiterin Energiepolitik im BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie): „Die KWK spielt für uns eine wichtige Rolle in der Energiewende und sie wird sie auch weiterspielen.“ Die KWK könne die Herausforderungen des Klimaschutzes annehmen. Wichtig sei jetzt in einem ersten Schritt die Umstellung des eingesetzten Brennstoffs von Kohle auf Gas inklusive Wasserstoff, im zweiten Schritt müssten KWK-Anlagen flexibler fahren als bisher, um mehr Raum für Windstrom und Solarstrom zu schaffen, und im dritten Schritt gehe es allgemein um eine Vergrünung der Wärmenetze. Anschließend gab Prof. Dr. Martin Maslaton, geschäftsführender Gesellschafter der Maslaton Rechtsanwaltsgesellschaft, einen Einblick in die aktuelle Gesetzgebung samt einer politischen Bewertung. So informierte er besonders über die vielfältigen Änderungen bei den Förderbedingungen.

Weiterführende Informationen: https://www.bkwk.de/

Dienstag, 23.02.2021

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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