Einige Überraschungen
Wie gesagt, die Sanierung zog sich hin. Doch hat die BIPV-Anlage mittlerweile, erstes Halbjahr 2022, drei volle Heizperioden hinter sich. Hat sich diese Systemarchitektur bewährt, fragte Heizungsjournal Investor Hans-Peter Sunkel. „Ich bin zufrieden.“ Das Adverb ‚sehr‘ setzt er indes nicht vor zufrieden. Warum die Abschwächung? „Weil wir noch an der Energieeffizienz-Schraube drehen müssen.“ Warum die Einbußen? Eigentlich haben die Bauherren ja kein Neuland betreten. Die Solar-Konfiguration entwarf die Galaxy Energy GmbH aus Berghülen bei Ulm. Die hat unter anderem das System am eigenen Verwaltungsgebäude realisiert und erprobt. Allerdings mit einem zwischengeschalteten Eisspeicher als Energiedepot. Laut Firmenaussage habe man in Berghülen mit der Effizienz keine Probleme. Der gemittelte COP von 4,0 spreche für sich.
Für die Zurückhaltung in Bad Hersfeld gibt es laut Eigentümer gestalterische und physikalische Gründe. Zu den gestalterischen gehört der Installationsort der Wärmepumpen im Dachfirst. „Die heiße Thermik in Verbindung mit den heißen Dachziegeln im Sommer führt an mehreren Tagen zu einer Umgebungstemperatur von über 40 °C. Da steigen die Wärmepumpen zur Warmwasserbereitung respektive die Elektronik aus. Sie schalten ab“, geht Hans-Peter Sunkel auf diesen Punkt ein.
Also muss eine Zwangsdurchlüftung mit öffentlichem Strom und Ventilatorkraft für Abhilfe sorgen. Des Weiteren führe die an manchen Tagen zu heiße Thermik zu einer erniedrigten Stromproduktion. Auch deshalb müsste die Rückseite der Paneele per Ventilation zwangsgekühlt werden. „Wir brauchen für den Mieterbedarf, für 89 Wohneinheiten, die Leistung. Wir brauchen 50 °C in den Hygienespeichern, damit 40 °C an den Zapfstellen gewährleistet sind.“
Problemlöser Batteriespeicher
Das heißt, man müsse nicht selten vollelektrisch nachheizen. Speicherbatterien und E-Ladesäulen zur Entzerrung von Angebot und Bedarf fehlen noch in der BIPV-Architektur in Bad Hersfeld. Die Bauherren planen deshalb eine Nachrüstung. Die würde nicht nur die anderen Probleme mildern, sondern auch die Energiekosten drücken. Zurzeit fließen zwei Drittel der Eigenstromproduktion ins öffentliche Netz und lediglich ein Drittel ins Haus. „Im vorletzten Jahr mussten wir 20.000 Euro an die Stadtwerke überweisen. Damit hatten wir nicht gerechnet“, so der Investor zum Heizungsjournal.
Und schließlich werde man auch die Mietverträge ändern. Im Moment sei der Stromverbrauch im Mietpreis inbegriffen, um sich den Abrechnungsaufwand zu ersparen. „Mit dem Nachteil, dass damit kein Anreiz zum Energiesparen gegeben ist. Die neuen Verträge werden eine Grundmenge enthalten und alles, was darüber hinaus geht, werden wir in Rechnung stellen.“